Dieser Kerl scheint uns wirklich überall hin zu folgen. Retrospektiv betrachtet, muss Werner vom Münchener Hauptbahnhof wohl über irgendwelche parapsychologischen Fähigkeiten verfügen.
Zunächst ist uns der JD in Latakia in Syrien über den Weg gelaufen. Okay, um es richtig darzustellen, er hat am Bahnhof auf uns gewartet. Mein alter Klassenkamerad aus Delhi, Joni, hat uns einige Tage bei seiner Familie aufgenommen. Als wir zu Hause ankamen und ich das Klingelschild laß, musste ich erstmal laut loslachen - Familie Deeb, offenbar ein alter griechisch-orthodoxer Name in Syrien.
Das Highlight in Latakia war definitv die arabische Tanz- und Dinnerparty. Am Freitag war der letzte Tag vor dem ersten Advent, der orthodoxen Fastenzeit. In diesen 4 Wochen essen die Christen in Syrien keinerlei tierische Produkte, dementsprechend üppig viel das Dinner aus. Die Band spielte den ganzen Abend Oldie-Hits aus der Gegend von Latakia, Mann oh Mann, da waren einige Kracher dabei. So gut wie keinen hielt es auf den Stühlen. Von den bezauberndsten Ladies hin zu den älteren Herrschaften, ein jeder rockte so richtig los.
A pro pro Christen in Syrien. Es gibt eine ganze Menge orthodoxer Christen in Syrien. Dass die christlichen Gemeinden Syriens, im Gegensatz zu einigen anderen Ländern des nahen Ostens (Türkei, Libanon, Israel, Ägypten), nicht von Marginalisierung und Diskriminierung betroffen sind, liegt vor allem am Präsidenten Bashar al Assad und seinem Vater, dem ehemaligen Luftwaffenoffizier Hafez, der 1970 durch einen Militärputsch an die Macht kam. Als Angehöriger der muslimischen Minderheit der Alawiten hatte Hafez eine starke Koalition von Minderheiten gebildet, wodurch die Rechte der Christen gestärkt wurden.
Es erstaunte mich, dass Familie Deeb, obwohl es eine syrisch-orthodoxe Kirche gibt, die griechisch-orthodoxe Konfession hat. Ich wollte mir den Unterschied erklären lassen, doch obwohl sehr religiös, konnte weder Joni noch seine Mama mir meine Frage beantworten. Ich musste also ein klein wenig recherchieren, weil mich diese Frage doch sehr interessierte. Die syrisch-orthodoxe Kirche hat sich vom Mainstream der byzantinischen Kirche abgespalten im Jahr 451, auf dem Konzil von Chalcedon. Während letztere Jesus Christus eine doppelte Natur zusprechen, ein menschlicher und ein göttlicher Teil, halten die syrisch-orthodoxen Christen ihn „nur“ für ein göttliches Wesen. Dieser sogenannte Monophysitismus wurde als ketzerisch gebrandmarkt, weshalb die Anhänger der Kirche von Antiochia in abgelegene Bergregionen Anatoliens fliehen mussten. Erst durch die türkische Nationalisierung und Radikalisierung unter den Jungtürken seit den 1920er Jahren verdrängt, sind viele der Anhänger dieser Glaubensrichtung nach Syrien ausgewandert, wo sie das syrisch-orthodoxe Patriarchat in Damaskus gründeten.
Somit ist verständlich, warum bei unserer Gastmama, als alteingesessener Kaufmannsfamilie Latakias am Sonntag morgen die Liturgie des Patriarchen von Athen und nicht von Damaskus aus der Glotze plärrt.
Tuesday, November 24, 2009
Johnny Depp Part II
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