02.02.2007
Zunächst mal vielen Dank für all die Glückwünsche, hab mich echt riesig gefreut, wie viele Leute an mich denken.
Aufgrund erster Mangelerscheinungen fester Nahrung (FLEIIISCH!!! AAARRGGGGH) hab ich mich dazu entschlossen, dem Campus ’n typisches Münsteraner Sommerfeeling zu verpassen und hab ein BBQ veranstaltet. Leider kann man hier keine 5€ Einweggrills, ’n Sack Holzkohle, ’n paar marinierte Nackensteaks und ’nen derben Vorrat an Bier im Supermarkt oder an der Tanke um die Ecke kaufen. Also habe ich mir 2 Tage Vorbereitungszeit eingeplant, die ich auch vollends ausgeschöpft habe. Zunächst mal ging’s ganz entscheidend darum, ein Grillrost zu bekommen. Nach stundenlangem Fragen und Stöbern habe ich schließlich einen Hardware Store gefunden, der Metalle aller Art recycelt. Ein ganz vorzügliches Stückchen Metall hab ich da erstanden, da könnt ihr mir aber alle mit euren Aldigrills gestohlen bleiben. Ich kann nämlich voller Stolz behaupten, dass es nach eigenen Wünschen zurechtgeschnitten wurde.
Ebenso customised habe ich sozusagen die Software bekommen. Die Metzgereien in Indien erkennt man daran, dass auf der Straße Käfige mit Hühnern stehen. Frischer geht’s wohl nicht! Alle Vegetarier, Tierschützer und Hygienefetischisten überspringen jetzt bitte den folgenden Absatz!
Mit Hilfe eines Dolmetschers (mein (Be)Hindi reicht dazu leider noch nicht, Schande über mein Haupt!) habe ich zunächst erklärt, was ich haben will: schöne, dünne, knochenlose Lammsteaks und vom Huhn weder den Kopf, noch die Füße, noch die Lungen oder das Arschloch sondern just die Schenkel und die Brust. Der Anblick des Muttons war gar nicht so tragisch, das war schließlich schon grob portioniert und hatte das Schlimmste schon hinter sich. Der Metzger-Wallah fing dann mit flinken Fingern (und Füßen) an, die Rippen zu filetieren. Größere Stücke hat er mit einem Messer zwischen seinen Zehen zerteilt, während er halb im Schneidersitz zwischen den Kadavern saß. Die Hühner brauchten jedoch noch ’ne kleine Spezialbehandlung: Zuerst wurde mit einem gekonnten Schnitt dem Hals ein wenig Luft zugeführt, anschließend landete der Kopf in der Ecke zu seinen ganzen Kollegen. Die haben Augen gemacht!!! Ich weiß ja nicht wirklich was dann technisch gesehen geschah, ich weiß nur dass das Huhn in eine Art Holzbottich geworfen wurde, wo man nur Geräusche hörte als wenn ein Kopf feste gegen Holz schlägt. Naja, der Kopf war’s in diesem Fall wohl nicht. Nach einer Minute ca. wurde die süße Flatterfrau dann aus ihrem Karussell geholt, damit sie ihr schönes blutverschmiertes Federkleid abgezogen bekam. Gut, der Rest war weniger spannend. Die Blubber- und Schmatzgeräusche die beim Herausreißen der Innereien entstehen, sind wohl jedem leidenschaftlichen Truthahnbrater leidlich bekannt, sodass ich auf diese Einzelheiten wohl verzichten kann. Jedenfalls habe ich nach ’ner guten halben Stunde drei Kilo Lamm (und zwar genau 3,000 Kilo, weiß der Teufel wie die das machen!) und 5 Kilo Huhn.
Ein herzliches Willkommen zurück an die Anticarnivoren und Blümchenesser. Ihr dürft auch wieder lesen…
Den Grill habe ich auf einer kleinen Wiese in der Nähe des Centres for Law and Governance aufgebaut, weil dort schon Anzeichen von Feueraktivitäten waren und einige Bänke standen. Nachdem ich den Grill aufgebaut habe und dabei war, den Salat zu schnibbeln, kam einer der vielen Security Guards und fragte was ich mache (glaub ich, war auf Hindi).
„Grillen“
„Aaah, Thik hai (OK)“
Alles klar, dachte ich. 10 Minuten später kommt Typ wieder, lawert mich auf Hindi voll, wohl wissend, dass ich nicht die Bohne von dem verstehe, was er mir sagen will. Naja, letztlich klärt sich’s auf, als die reizende Chairlady of the Centre of Law and Order and Offensible Crimes and Severe Punishment and Stick to the Rules and I have to less Sex in my life hinzukommt und mir erklärt, dass Kochen hier verboten ist. Nachdem ich freundlich nach dem Warum frage, fängt der Drache auf einmal an, Feuer zu speien.
„I will not argue with you, It’s prohibited and if you don’t stick to the rules, we have other methods of dealing with this issue.”
(Wow) “But you see, there’s a fire place here”
“That was only for garbage”
Alles klar, Müll verbrennen ist erlaubt, aber selbst auf nen Chai kochen steht die Todesstrafe. Und jetzt kommt der Oberbrüller:
„Where are you from?“
„Germany“
Und Toni: „New York“
„I’ve been to both places and I have experienced that students there stick to the rules and appreciate them.”
Toni und ich mussten wirklich aufpassen, nicht laut loszulachen. Ich hab mir geradeso verkniffen, unsere Lady mal nach Münster zum Kanal- oder Aaseegrillen einzuladen. Oder nach Berlin ins Tacheles oder auf’n Festival. Jedenfalls hab ich mich dann ein wenig in ihrem braunen Salon verkrochen und ganz lieb und brav erwidert, dass wir den von ihr zugewiesenen Alternativplatz aufsuchen, eine 20qm Betonplatte, umrandet und überwachsen von Bäumen, die meinem unfachmännischen Urteil zufolge wesentlich leichter brennbar wären, als der sandige Feuerplatz auf der Wiese.
Ne kleine Flamme entwich dem Drachen noch:
„And take all your garbage!!!“
(Ja natürlich, ich werd’s alles verbrennen! Burn them! Burn them ALL!!!)
„Of course, as you like madam!“
Well, That’s India!!
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